Das für den 30. Januar 2013 geplante Gespräch der Ferrero-Geschäftsführung mit unserer SchokoFair AG wurde kurzfristig, 48 Stunden vor dem geplanten Treffen, durch Ferrero abgesagt. Bezeichnenderweise geschah dies genau eine Woche nach Beendigung der Werbeaktion Sarah Connors für “Dein Gesicht auf Kinderschokolade”.
Mittlerweile wird klarer, wozu Ferrero den ursprünglich vereinbarten Gesprächstermin bereits im Dezember nach hinten verschob: Ferrero hat vermutlich nie vorgehabt, Gespräche mit den Schülern zu führen!
Auch Sarah Connor und ihr Management schweigen seit der Gesprächsabsage von Ferrero; trotz mehrfacher Nachfrage – keine Antwort, keine Reaktion…! Sie waren es aber, die uns aufforderten, Gespräche mit Ferrero zu führen. Mehr noch: Sie schrieben uns, dass sie Ferrero dazu bewegt hätten, dass der Konzern mit uns über die Vorwürfe (Kinderarbeit in der Schokoladenwirtschaft) sprechen wollte.
Rückblick: Die SchokoFair AG schrieb Sarah Connor im September 2012 einen offenen Brief. Darin kritisierten wir sie, wie man als dreifache Mutter für einen Konzern wie Ferrero werben kann, der unter dem dringenden Verdacht steht, dass Kinderarbeit in seinen Produkten steckt.
Florian Fischer, Lebensgefährte und Manager von Sarah Connor, antwortete uns dann Anfang Oktober mit deutlichen Worten:
Ich „kann Ihnen versichern, dass sich Sarah Connor als dreifache Mutter entschieden von jeglicher Form von Kinderarbeit, -ausbeutung oder auch deren Duldung distanziert und diese auf das schärfste verurteilt. (…) Ich halte es für sinnvoll und fair wenn Sie dieses Angebot nutzen würden und Ferrero zunächst die Möglichkeit geben würden, auf die schweren Vorwürfe zu reagieren, Stellung beziehen zu können und hoffentlich positive Aufklärung leisten zu können. Ich denke, dass es prinzipiell immer falsch ist zu verurteilen, ohne zunächst das Gespräch mit dem Beklagten zu suchen. Am Ergebnis dieses Informationsaustausches sind wir sehr interessiert.“
An was war Sarah Connor wirklich interessiert?
Allem Anschein nach war sie nur daran interessiert, dass die Schüler während der Sarah Connor-Aktion für „Dein Gesicht auf Kinderschokolade“ auf die angekündigten Gespräche mit Ferrero warten und so lange die Klappe halten sollten, bis das Fotoshooting mit ihr über die Bühne gebracht war.
Aber vielleicht hatte ja Ferrero doch wichtige Gründe für die Absage?
Uns teilte Ferrero in der Mail vom 28.01.13 nur mit, dass „die Zielsetzungen des Dialogs auf beiden Seiten unterschiedlich“ seien. Diese Argumentation spricht für sich. Unsere Zielsetzung war und ist die Beseitigung der Kinderarbeit in der Kakaowirtschaft. Welches Ziel hat dann Ferrero?
Dem Redakteur der Rheinischen Post gab Geschäftsführer Stephan Nießner nachträglich konkrete Gründe für die Absage bekannt, die Ferrero uns selbst nicht genannt hatte!
Ferrero-Zitat aus der Rheinischen Post vom 31. Januar:
„Wir hätten gerne diskutiert und finden es schade, dass es so gelaufen ist. Aber wir hatten den Eindruck, dass es der Schule mehr um ein Event als um eine an der Sache orientierte Diskussion ging“, begründet Ferrero-Geschäftsführer Stephan Nießner die Absage.
Insbesondere hätten das Unternehmen die folgenden Punkte gestört: „Dass doch Fotos und Videoaufnahmen gemacht werden sollten. Dass einer der angekündigten Teilnehmer vonseiten der Schule nicht wirklich erwünscht war. Und dass die nicht näher beschriebene ,Kinder-Überraschung‘ eben zu Event-betont war.“
Jeder kann sich gern ein eigenes Bild machen. Nach dem Ferrero seine Version öffentlich machte, hier sind unsere Infos:
Ferrero schrieb uns am 22. Januar 2013 kurz vor dem geplanten Treffen:
„Wir freuen uns sehr, dass wir in der kommenden Woche Sie und das Team der SchokoFair AG persönlich kennen lernen. Bitte lassen Sie uns wissen, wenn Sie Anmerkungen bzw. Ergänzungen zur Agenda haben.“
Im Glauben, dass die Ferrero-Geschäftsleitung die Aufforderung nach Anmerkungen und Ergänzungen ihrer Agenda ernst gemeint hatte, antwortete die Schulleitung nach Absprache mit der SchokoFair AG :
Ja, – nach dem wir, wie gefordert, Presse, Radio- und Fernsehsender abgesagt hatten – äußerten wir die Idee nach Fotos und einem Videostatement für uns vor oder nach dem Gespräch. Wohlgemerkt, das waren Anmerkungen und Ergänzungen, um die uns Ferrero gebeten hatte. Es gab dazu keinen Austausch mehr, keine Diskussion, denn Ferrero sagte einfach ab.
Zum von Ferrero genannten „angekündigten Teilnehmer“:
Zu Herrn Thomas Pape, den Ferrero kurzfristig eine Woche vorher nun bei dem Gespräch dabei haben wollte, fragten wir lediglich, wieso jemand vom “Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie” nominiert wurde, der ja gar kein Ferrero-Mitarbeiter ist.
Interessant ist dies insofern, da Ferrero den Ausschluss der Öffentlichkeit wünschte. Es sollten keine Leute von außen bei unserem internen Gespräch dabei sein. Auch zu dieser Frage gab es keine Antwort mehr, sondern einfach nur die Absage.
Zudem hatten wir neben einer gemeinsamen Begrüßung, Zeit für die angekündigte Präsentation und Diskussionsrunde von Ferrero auch eine “Kinder-Überraschung” von uns im Schreiben an Ferrero als Anmerkung/Ergänzung genannt. Auch dazu äußerte sich Ferrero nicht, sondern sagte einfach ab.
Sehr geehrte Ferrero-Geschäftsleitung, unsere Kinder-Überraschung war eine mit Kakao-Experten beratene Kinderhilfsprojekt-Idee, die Ihnen als Konzern-Verantwortliche vorgestellt werden sollte! Wir sind überzeugt, dass unsere Projekt-Idee „Nur 2 Cent“ eine sofortige Hilfe für die Kinder in Afrika möglich machen kann.
Tatsache ist: Die Schüler der SchokoFair AG waren und sind jederzeit zu Gesprächen bereit!
Kann man glauben, dass jemand, der wie Ferrero handelt, sich „sehr darauf gefreut hat“ mit kritischen Schülern zu sprechen?
Ist ein derartiges Vorgehen glaubwürdig? Dass wir Schokofairs’ angeblich zu „Event-betont“ waren, ist für alle Beteiligten nur ein Vorwand von Ferrero, eine Ausrede, um sich nicht unbequemen Fragen stellen zu müssen. Eine willkommene Schein-Begründung zum Platzen der Gespräche, denn der Anlass, die Werbekampagne mit Sarah Connor, war bereits abgelaufen.
Kann man einer Schülergruppe, die sich seit über drei Jahren für die von der Kakaowirtschaft ausgebeuteten Kinder in Afrika einsetzt, tatsächlich unterstellen, es mangele an der “dem ernsten Thema angemessenen Ernsthaftigkeit”?
“Ferrero ist ein sozial verantwortlich agierendes Unternehmen!”, so Ferrero in seinem ersten Schreiben im September letzten Jahres an unsere Schule.
“An ihren Taten werdet ihr sie erkennen!”, steht in einem bekannten Weltbestseller. Was haben die zu hunderttausenden ausgebeuteten Kinder in der Elfenbeinküste und Ghanas von diesen Worten?
Wir erinnern uns an den Film „WDR-Markencheck Ferrero„.
Experte Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut betonte darin: „Da die Kinderarbeit so weit verbreitet ist und allgegenwärtig ist im Kakao-Gürtel Westafrikas, kann ich es nur ausschließen, wenn ich eine nachverfolgbare Lieferkette habe. Da Ferrero das bisher nicht hat, wird Ferrero es nicht ausschließen können, dass an allen Produkten, die hier auf den Markt kommen, in irgendeiner Form Kinderarbeit beteiligt war.“
Ferrero bekam beim Fairness-Check des WDR übrigens das Prädikat „unzureichend“!
Und wie geht Ferrero mit seiner Zielgruppe hier in Deutschland um? Kinder kaufen schließlich Schokolade. Was hat das Unternehmen für Probleme mit Schülern? Wieso wollten sie nicht mit den SchokoFair-Schülern sprechen? Was wollen sie verbergen?!
Das fragen sich die Schüler und viele sagen deutlich: „Wir fühlen uns ziemlich verarscht!“
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Das Video geht nicht mehr. Aber hier ist es auch zu sehen https://www.wdr.de/tv/markencheck/sendungsbeitraege/2012/0821/00_ferrerocheck.jsp
Leider ist es generell so, Gier über alles.
Wann wachen wir Menschen auf?