“Schmutzige Schokolade” – der ARD Film aus dem Jahre 2010 schockte uns und mit uns viele, die Schokolade mögen. Millionen Kinder werden für unsere Schokoladen-Industrie in Afrika zur Kinderarbeit gezwungen, davon auch tausende als Kindersklaven. Der Film von Filmemacher Miki Mistrati schlug in der Schokoladenindustrie ein wie eine Bombe.
Einige Schokoladenhersteller – vor allem No-Name- und wenige Markenhersteller – haben sich seither bemüht, ihre Kakaoernte auf nachhaltigen und kinderarbeitsfreien Kakao umzustellen. Dafür entschlossen sie sich, überwachten und extern kontrollierten Kakao aufzukaufen, dessen Anbau und Ernte von externen Zertifizierern wie UTZ Certified und Rainforest Alliance begleitet und überwacht wird. Die ICI (International Cacoa Intitiative), der fast alle Schokohersteller beigetreten sind, steht seit 2002 im Wort, endlich Kinderarbeit und Zwangsarbeit in ihren Produkten auszuschließen.
Die ARD sendet am Montag 17.12.12 um 22.45 Uhr den 2. Teil von “Schmutzige Schokolade”. Gut zwei Jahre nach dem ersten Film untersucht Filmemacher Miki Mistrati, ob ICI-Projekte am Beispiel von Nestlé und die Zertifizierungen die gewünschten Erfolge gebracht haben.
Einige von uns konnten den Film vorab sehen
Die Ergebnisse dieser Recherchen könnten für die ICI, Nestlé und Zertifizierer schlechter nicht sein: Ein durch eine Machete verletztes Kind (dies allerdings per Unfall in einer Schule), arbeitende Kinder auf Plantagen, die von UTZ und Rainforest Aliance überwacht sein sollen, zwei nicht zu Ende gebaute Schulen, die unter Mitwirkung des ICI schon längst hätten fertig gestellt sein müssen.
Unser erster Eindruck, unsere erste Meinung:
Wichtig erscheint uns, dass der Filmemacher Miki Mistrati dieses Mal, entgegen seinem ersten Film, nicht selbst in der Elfenbeinküste recherchieren konnte, da er offenbar kein Einreisevisum in den wenige Monate zuvor durch einen Bürgerkrieg erschütterten Staat erhalten hatte. Somit war er auf die Hilfe und die Recherchen seines afrikanischen Kollegen Ange Aboa, welcher sich in der Kakaowirtschaft der Elfenbeinküste gut auskennt, angewiesen. So wusste Ange Aboa in dem neuen Film schon vor seinen ersten Filmaufnahmen, dass die ICI und Zertifizierer nichts tun (Zitat: “They do nothing” im Skype-Interview am Anfang des Films).
Erstaunlicherweise fiel es Ange Aboa sehr unschwer dies anhand von zwei besuchten Plantagen und zwei nicht fertig gestellten Schulen nachzuweisen. Verweise auf bereits existierende Studien (wie z.B. die Schweizer COSA-Studie), die erste positive Wirksamkeiten der Maßnahmen der Zertifizierer bestätigen: Fehlanzeige!
Schade, denn Untersuchungen, die eine Vielzahl von Plantagen und Projekten überprüfen, wären wichtige Ergänzungen zu den drei im neuen Film gezeigten Einzelfällen gewesen. Zumindest hätten wir uns die Untersuchung einer größeren Anzahl von Plantagen gewünscht, um einen repräsentativen Eindruck der Verhältnisse vor Ort bekommen zu können.
Wir befürchten jetzt natürlich, dass Schokoladenlobbyisten, oder die Sensationspresse mit den vier bekannten Buchstaben, diesen neuen Film als Vorwand missbrauchen, den extern kontrollierten und zertifizierten Kakao als Täuschung darzustellen, getreu dem Motto: „lass uns weiter machen wie bisher, denn die externen Zertifizierungen bringen ja >>nichts<< (frei nach Ange Aboa)“. Uns würde nicht wundern, wenn in zukünftigen Diskussionen zu dem Thema seitens der Schokoladen-Industrie immer wieder auf diesen Film verwiesen wird, als Argument, warum man sich nicht extern kontrollieren lassen möchte. Wir würden uns hier gern irren und hoffen, dass die Schokohersteller endlich ihre Versprechungen wahr machen und extern kontrollierte wirklich nachhaltige Ernten aufkaufen.
Miki Mistrati lässt am Schluss Vertreter des ICI, Nestlé und der Zertifizierer zu Wort kommen, die zusicherten, sich um die in dem Film gezeigten Missstände dieser Einzelbeispiele zu kümmern.
Uns lässt dieser Film irritiert zurück. Wir hätten sehr gerne einen echten, größeren Einblick in die tatsächliche Situation in der Elfenbeinküste bekommen.
Mistrati sieht dies jedoch offenbar anders. Er twittert:
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