Den unten stehenden Beitrag starteten wir bereits im Jahre 2011 und aktualisierten ihn immer wieder. Er ist leider immer noch aktuell. Das Schlimme ist, dass sich die Situation der Kakaobauern und ihrer Kinder nicht verbessert hat. Der Weltkakaopreis steht heute im Achtjahrestief. Die New Yorker und Londoner Börse darf immer noch mit Nahrungsmitteln wie z.B. Kakao spekulieren.
SchokoFair – worum geht´s?!
m 16.3.2010 lief im 1.Programm der ARD beim plus-minus-Magazin(16.3.2010) ein Beitrag über die dunklen Seiten der Schokolade. Der Filmbeitrag „Schuften für Schokolade“ von Jochen Taßler und Marianne Kaegi zeigt die Zustände in der Elfenbeinküste, dass Kinderarbeit und sogar Kindersklaverei dort die Grundlage der Kakaobewirtschaftung ist.
Die meisten Kakaoernten importieren wir aus diesem Land. Die Süßwarenindustrie weiß seit langem um die Situation der Kinder, die trotz Verbot der Kinderrechtskonvention der UNO nie zur Schule gehen können und ab 7 oder 8 Jahren auf den Plantagen mitarbeiten müssen. Der Film “Schmutzige Schokolade” von Miki Mistrati beweist das Kidnapping und die Versklavung von Kindern für die Schokoindustrie und dokumentiert die Korruption der Polizei und Regierung in der Elfenbeinküste.
„Schmutzige Schokolade“ Film – Dokumentation (ca. 44 Minuten)
„Schuften für Schokolade“ Kurz-Film (5:50 Minuten)
Der Kakaomarkt boomt. 2010 betrug die Produktion von Rohkakao 3,6 Mio. Tonnen. Tendenz steigend. Eigentlich eine Erfolgsgeschichte, müssten dafür nicht Millionen Kinder in der Welt schuften. Allein in Ghana und der Elfenbeinküste müssen 1,8 Millionen Kinder dauerhaft arbeiten, davon allein 600.000 unter schwersten Bedingungen, denen Rechte wie Bildung, Familie, Gesundheit, Freizeit verwehrt werden.
Allen Kindern gemeinsam ist, dass sie selten bis fast nie eine Schule besuchen können und damit keine Chance haben, aus ihrer Armut und Abhängigkeit heraus zu kommen. Der Hintergrund: Die Kakaoanbauer bekommen
Was tun unsere Schokoladenhersteller?
Die Umsätze der Schokoladenindustrie allein in Deutschland betrugen 2006 über 4,4 Milliarden Euro! Hunderte von Millionen stecken sie in die Werbung für Produkte wie Milka, Nutella, Mars und “Kinderschokolade” usw.! Allein Ferrero investierte 2016 ca. 390 Millionen Euro in Werbung!!
Die Werbeagenturen werben neuerdings gern mit kleinen Vorzeigeprojekten. Einige wenige Projekte reichen aber nicht aus. Schlimm ist, wenn diese kleinen Projekte der großen Firmen in der Öffentlichkeit den Eindruck erwecken sollen, dass schon viel passiert! 2001 beschlossen die Süßwarenhersteller, die “schlimmsten Formen der Kinderarbeit” zu unterbinden. Bis heute im Jahr 2014 hat sich für die meisten betroffenen Kinder nichts verändert!„Mit der Duldung der Kinderarbeit und Sklaverei verstoßen Unternehmen nicht nur gegen ihre eigenen Selbstverpflichtungen oder gegen das Rechtsempfinden von Konsumenten in Europa, sondern in eklatanter Weise auch gegen Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (Konvention 138 und 182) und der UN-Kinderrechtskonvention – Übereinkünfte, die auch die Elfenbeinbeinküste ratifiziert hat. Unternehmen sind zudem verpflichtet, zur wirksamen Abschaffung von Kinderarbeit beizutragen. Dies ist in den Leitsätzen für multinationale Unternehmen der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung festgelegt.“ (Welthungerhilfe)
Was könnten die Unternehmen ändern?
Unternehmen können wirksam gegen Kinderarbeit vorgehen, wenn sie unmissverständlich deutlich machen, dass sie keine Kinderarbeit in ihrer Produktionskette dulden.“(Welthungerhilfe) Jedes neue Fairtrade-Warenangebot soll dabei helfen, die Bauern in der 3.Welt fair zu entlohnen und die Kinderarbeit und Kindersklaverei zu beenden. Einige Unternehmen kaufen 100 % zertifizierten sogenannten “nachhaltigen Kakao” auf. Auch diese Produkte sollen bei der Kakaoernte ohne Kinderarbeit auskommen. Unternehmen wie GEPA (Fair Trade Company in Wuppertal) zeigen, dass dies möglich ist (https://www.gepa-shop.de/fairplus)
Aktuell können wir UTZ Certified und Rainforest Alliance (RFA) Schokoladen nicht empfehlen, denn sie zahlen den Kakaobauern nur den Weltkakaopreis. Solange der Weltkakaopreis im Achtjahrestief steht und mit unter 2000 US-$ pro Tonne viel zu niedrig ist, bedeutet dies für die Bauern Armut! UTZ und RFA sind deshalb nicht besser als die herkömmlichen Schokowaren wie Milka und Mars!
Was können die Schokokonzerne und die Zertifizierer jetzt tun? In Zeiten des viel zu niedrigen Kakaopreises müssten sie den Kakaobauern zum Ausgleich hohe Prämien auszahlen!
Was haben wir getan?
Wir gründeten aus der SV heraus eine Arbeitsgemeinschaft. Die Schokofair AG informiert seit mittlerweile drei Jahren eigene Schüler, Lehrer und Eltern, referiert in anderen Schulen, produzierte eine Radiosendung (ausgestrahlt bei Antenne Düsseldorf), ging ins Internet mit einer eigenen Homepage und initiierte eine Unterschriftenaktion. Ziel ist es, dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenhersteller tausende von Unterschriften mit einer großen Presseaktion zu überreichen, die fordert, dass nur noch Kakaoernten aufgekauft werden, wo sicher ist, dass sie nicht auf Kinderarbeit beruhen.
Im Bundestag konnten wir Ende 2014 mit KiKA TV im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung vorsprechen und den Schoko-TÜV fordern. Ein Gesetz zum Schutz der Kinderrechte im Kakaosektor. Wir wollen, dass die Firmen ihre Lieferketten offenlegen und wenn deutsche Firmen im Ausland Kinderrechte verletzen, muss man sie bestrafen können.
Die Politiker versprachen zu prüfen, ob ein Gesetz zum verpflichtenden Nachweis der Lieferkette eines jeden Schokoladenherstellers möglich ist. So ein Gesetz schafft erst die Möglichkeit, die Firmen zu bestrafen, bei denen die Verletzung der Kinderrechte (Kinderarbeit, Kinderhandel) in ihrer Lieferkette nachgewiesen wird. Die Schokoladenlobby will natürlich dieses Gesetz verhindern und baut auf freiwillige Selbstverpflichtung. Da 2015 Zahl der Kinderarbeiter auf den Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste angestiegen ist, reicht es eben nicht aus, auf die Freiwilligkeit der Konzerne zu setzen. Wir fragen: Geld regiert die Welt?
Die Wiedereinladung in den Bundestag erfolgte mit einjähriger Verzögerung und dann mit peinlichem Ausgang. Die Politiker haben über den Schoko-TÜV noch nicht einmal offiziell beraten geschweige denn abgestimmt. Hier unsere kleine Video-Doku dazu: https://www.youtube.com/watch?v=i0u-up2ZUZI&t=11s
In den Supermärkten fragen wir nach Fairtrade-Angeboten und kaufen möglichst selbst auch immer mehr Fairtrade-Waren. Für diese Arbeit wurde das Schokofair-Projekt der Montessori-Schule schon mehrfach ausgezeichnet (WDR-Kinderrechtepreis 2012, UNICEF-Junior Botschafter Deutschlands 2013)!
Wir sind 2017 sogar in das FORUM NACHHALTIGER KAKAO eingetreten (https://www.kakaoforum.de/). Hier arbeiten Schoko-Firmen, Regierung und sogenannte Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Südwind, Inkota oder eben auch Schokofair zusammen, um Lösungen zur Hilfe für die Kakaobauern zu ermöglichen. Wir wollen auch dort immer wieder unser Anliegen, die Hilfe für die Kinder, einbringen und solange nerven, bis endlich wirksam geholfen wird.
Was ist die Lösung?
Der Bundestag kann einen großen Schritt zum Schutz der Kinderrechte tun und unseren Schoko-TÜV als Gesetz verabschieden. Freiwillige Selbstverpflichtung reicht eben nicht aus. Die reichen Schokokonzerne brauchen einen starken Anreiz, um wirklich mehr zu tun. Wir sind überzeugt: Bestrafungen bei nachgewiesener missbräuchlicher Kinderarbeit und Kindersklaverei in ihren Lieferketten werden ihre Wirkung haben!
Und natürlich: Einfach immer mehr fair handeln! Fairer Handel zeigt, wie es anders geht. GEPA, die Fair Trade Company, oder das Fairtrade-Siegel sorgen für Produkte, die Kinderarbeit ausschließen. Sie garantieren faire Mindestabnahmepreise und erreichen damit, dass die Bauern menschenwürdig leben und arbeiten können. Und wenn die Kinder auch mal auf der Plantage helfen, können sie regelmäßig zur Schule gehen und haben Freizeit.
GEPA zahlt den Kakaobauern einen Mindestpreis von 3500 US-Dollar pro Tonne Kakao. Dazu kommen noch die 200 US-$ Fairtradeprämie zur Förderung von Projekten der Kooperativen.
Der Mindestpreis von Fairtrade beträgt nur 2000 US-$ plus 200 US-$ Fairtradeprämie. Wir finden es gut, dass die Fairtrade-Organisation diesen Mindestpreis überprüft. Wir hoffen sehr, dass Transfair den Mindestpreis für die Kakaobauern schnell und stark erhöhen wird. Dies ist ein Grund, warum wir noch unentschlossen sind, eine Fairtradeschule zu werden.
Wir wissen, dass jeder etwas tun kann. Jeder kann durch sein Einkaufsverhalten helfen. Mit jedem fairen Einkauf (Kaffee, Kakao, Schokolade, Bananen, Kleidung usw.) erhöht man die Nachfrage im Handel und sorgt so dafür, dass immer mehr faire Waren in die Märkte kommen. Jeder faire Einkauf hilft den Bauern besser über die Runden zu kommen und natürlich den Kindern!
Und die Süßwarenhersteller sollten endlich ihre Selbstverpflichtung wahr machen und dabei nicht auf halbem Weg stehen bleiben. Wenn schon, denn schon keine missbräuchliche Kinderarbeit mehr … und so eine Zukunft für alle Kinder schaffen!
Und auch das ist uns sehr wichtig: Wieso dürfen Börsenspekulanten in London und New York über den Weltmarktpreis für Kakao entscheiden? Wir meinen, dass die Börsenspekulation und Zockerei mit Nahrungsmitteln eingeschränkt werden muss!
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